«Gespenster» launches 4.5.21
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«Gespenster»

virtuell: nicht echt, nicht in Wirklichkeit vorhanden, aber echt erscheinend. Meine letzten Monate scheinen nach dieser Definition nicht wirklich passiert zu sein, denn ich habe sehr viel Zeit in virtuellen Räumen verbracht. Bei näherer Betrachtung aber kommt mir die Blackbox im Theater nicht weniger virtuell vor als die verschiedenen digitalen Plattformen, auf die ich in letzte Zeit verstärkt privat und beruflich angewiesen bin: Ich platziere meinen Körper vor ein Display, ich nutze verschiedene (virtuelle) Hintergründe, um meine Privatsphäre zu schützen. Ich kann meinen Körper grösser, schöner und mächtiger erscheinen lassen oder Filter anwenden, die ihn einfach nur hervorhoben oder verschwinden lassen. Auch mein Körper wird mehr und mehr virtuell.

 In «Gespenster» beschäftigt mich diese performative Routine, die wir alle erfahren und teilen. Eine Inszenierung auf Oberflächen, die nicht echt, nicht in Wirklichkeit vorhanden sind.

In einer filmischen Versuchsanordnung wird mein Körper in einen Schwebezustand gebracht. Dafür werden alle Sequenzen in einem Greenscreen-Studio aufgenommen. Hierdurch entortet sich der Körper bereits im Aufnahmeprozess und lässt sich im Anschluss in immer wieder vor und in neue virtuelle Backdrops einfügen. Er ist durch verschiedene Kleider „bearbeitet“ und schafft sich hiermit selbst unterschiedliche Surfaces. Es entsteht ein Tanz für eine virtuelle Bühne, die die virtuelle Leiblichkeit mal hervorhebt, oder sie beinahe zu vernichten sucht. Der Körper selbst bekommt hierdurch eine flüchtige, gespensterhafte Gestalt, die immer wieder, je nach Oberfläche, zur Disposition steht.

Online ab 4.5.2021

Beteiligte

Natascha Moschini studierte zeitgenössischen Tanz in Antwerpen, Performance Studies in Hamburg und Contemporary Arts Practice in Bern. Sie interessiert sich für die Ethik, Ästhetik und Politik des menschlichen Körpers. In ihren choreographischen und bildnerischen Arbeiten thematisiert sie u.a. gesellschaftliche Machtgefüge. Sie erschafft Figuren, die normative Erwartungen ausloten und hinterfragt Komfortzonen. 2020/2021 ist Natascha Moschini Associated Artist der Dampfzentrale in Bern.

Jürgen Buchinger ist Künstler und Filmemacher und lebt und arbeitet in Basel und Luzern. In seiner Praxis beschäftigt er sich häufig mit sozialen und politischen Themen und verwendet dafür vor allem Video und Sound, kollaborative Arbeit und soziale Interaktionen. Er glaubt miteinander zu Sprechen ist politische Praxis, die durch die Kunst gefördert werden kann. Anstatt Antworten zu geben, sucht er poetische Formen für überkomplexe, aber wichtige Themen. Im Moment arbeitet er an seinem künstlerischen Forschungsprojekt «Making Public Space» zur Transformation von urbanen Räumen durch Bewegtbildinterventionen an der Hochschule Luzern – Design und Kunst, finanziert vom Schweizerischen Nationalfonds.

Ernestyna Maria Orlowska schloss 2013 an der Hochschule der Künste Bern den Bachelor in Fine Arts ab. Darauf folgte ein Master Studium in Expanded Theater, ebenfalls an der HKB. Ihre Arbeiten finden an der Schnittstelle von bildender Kunst, Theater und Performance statt. Seit 2012 zeigt Ernestyna Orlowska regelmässig ihre Arbeiten in Museen und Theatern u. a. Helmhaus Zurich, Schlachthaus Theater Bern, Les Urbaines Lausanne, Buzz Cut Festival Glasgow, Kunsthalle Basel, Ming Museum of Contemporary Art Shanghai.

Im Rahmen seines Masterstudiums an der Fachhochschule Luzern dreht Simon de Diesbach derzeit einen kurzen Animationsfilm und eine Reihe von Videos, in denen Tanz und Bewegungen in einen gemeinsamen Dialog mit der Natur treten. Er arbeitet auch an der konzeptionellen, technologischen und ästhetischen Forschung eines langfristigen Verbundprojekts im Bereich angewandtes Design, das von Christina Zimmermann durchgeführt und vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt wird. Das transdisziplinäre Projekt ist ein digitales Archiv der Arbeit des Theoretikers Siegfried Kracauer, das neue und umfassendere Wege zur Visualisierung und zum Zugang zu wissenschaftlicher und künstlerischer Forschung erforscht.

Credits

Idee und Performance
Natascha Moschini

Director of Photography
Jürgen Buchinger

Kamera
Simon de Diesbach

Kostüm Beratung
Ernestyna Orlowska

Dramaturgische Begleitung
Eva Böhmer